Fahrt nach Coober Pedy – Alice Springs

25.08. Dienstag

Ich um 9 raus, duschen, Fruehstueck und dann abhaengen, bis mich Shorty abholt. Das Wetter ist schlecht, Regen, Wind, kalt. Ich sitze also wieder vorm Rechner. Aber immerhin mache ich was sinnvolles. Ich stelle meinen Antrag fuer eine „Tax File Number“. Kann ich online machen. Gut, dass ich von Kylie eine australische Adresse bekommen habe. Viertel vor Zwoelf ruft mich SHorty an, der mir sagt, dass er in zwei Stunden da ist. Dann ginge es auf den Weg zu den Eltern von Kylie, die ich ja schon auf der Tour kennengelernt habe, als wir bei der Weinverkostung waren. Sie wohnen ganz in der Naehe. Gegen 14 Uhr klingelt wieder mein Handy. Shorty ist da, mit einem roten Toyota-Kombi-irgendwas. Bevor wir den 300km langen Weg antreten gehen wir noch in einen Gebrauchtwarenhandel, die Elektrogeraete aus Verleihgeschaeften verkaufen. Er kauft dor ein Fernsehgeraet von LG fuer $55 fuer einen der Busse von AUSTOUR. Wir ruppeln dann so mit der Schuessel uber die Strassen. Als er einen Truck ueberholt und aufs Gas zum ueberholen tritt, verhakt sich ploetzlich das Pedal und kommt nicht mehr zurueck. Nach einer Vollbremsung am Seitenstreifen und einem zuvor aufheulenden Motor loest der kurze Kerl das Problem im Handumdrehen. Nach einem kurzen Halt mit Cheeseburger und ein paar Minuten MASH, einer Amerikanischen TV-Serie im Roadhouse „Tin Man“ erreichen wir am Abend, puenktlich zum romantischen Sonnenuntergeng das Grundstueck von Kylies Eltern. Zum Abendbrot gibt es Suppe und Wurst-Eintopf. Ich bringe einen Wein als Gastgeschenk. Man hat fuer mich das Gaestebett vorbereitet, in dem wohl schon einige Menschen geschlafen haben muessen. Es ist sauber, soweit ich sehen kann, doch die Matratze hat eine so heftige Kuhle, dass man denken koennte, es haette ein Nilpferd die letzten Jahre auf der selben Stelle geschlafen. 😉 Das Haus, vielmehr eine grosse Huette die von den beiden schon seit 1979 bewohnt wird, ist vollgestellt mit allem moeglichen Zeug. Ordentlich vollgestellt. Es gibt keinen Teppich und der Ofen wird mit Kohle beheizt. Ich fuehle mich um Jahre in der Zeit zurueckversetzt. Aber alles kein Problem fuer mich. Ersaunlich ist, dass das man das Regenwasser hier nicht nur zum Abwaschen und Duschen benutzt, sondern auch als Trinkwasser verwendet. Und zwar hervorragendes welches. Dies ist das erste Wasser, das aus dem Hahn kommt und wirklich gut schmeckt. Ungefiltertes, reines Regenwasser. Bisher hat es immer chlorhaltig geschmeckt, oder abgestanden. Der kleine Fernseher, der unweit vom Herd steht, laeuft ununterbrochen und es ist mittlerweile dunkel, als wir mit dem Essen fertig sind. Ich wage einen kleinen Spaziergang ins naechtliche Draussen. Ich spaziere mit meiner Stirnlampe auf einen kleinen Huegel und habe so einen 360-Grad-Blick. Ich entdecke kein anderes Licht in der Ferne. Und wieder ein kristallklarer Nachthimmel mit einsamen, schleierhaften Woelkchen die stellenweise die Sterne verdecken. Wie eine weisse Wiege liegt die Mondsichel auf dem Horizont und mein Koerper wirft einen langen schwarzen Schatten auf den eh schon dunkelgrauen Boden. In der Naehe steht ein riesiger Nadelbaum. Keine Ahnung was fuer eine Art, aber er ist wirklich gross und breit, mit vielen starken ausladenen, bis auf den Boden reichenden Aesten, die sich schwingend und pfeiffend im heftigen Wind bewegen. Was ist das? Bin ich empfaenglicher fuer die Natur geworden? Wie kann eine einfache Nacht so beeindruckend sein? Zurueck im Haus sehen wir noch ein bischen Fern. Shorty und Kylie haben sich Digitalkameras gekauft. Er sich eine Spiegelreflex, eine kleine von Sony. Ich werde immer wieder von Stuhl zu Stuhl gesetzt, um bei Fragen und Einstellungen in der Naehe zu sein… Wir trinken den von mir mitgebrachten Wein und lachen ueber unsere Witze. Gegen 12 gehen wir alle ins Bettchen – S&K schlafen wieder im Bus.

26.08. Wednesday

my bed at kylies mums

my bed at kylies mums

old car at kylies mums

old car at kylies mums

7:30 auf, geplant war eigentlich 8:30/9:00 aber die beiden Alten sind schon wach und machen Krach. Es gibt keine Tueren. Ausser im Bad das allerdings trotzdem nicht ganz geschlossen ist. Ueber der Tuer bis zur Decke ist alles offen. 🙂 Ich wollte das Abenteuer – noe, kein Hotel… Voll in Ordnung. Das Fruehstueck besteht aus Ei, gebratenem Schinken, Toast und Flakes. Na geil! Herzhaft und Proteine, genau mein Ding. Wir verlassen die wunderschoene Gegend der Flinders Ranges gegen 10 Uhr und tanken in Port Augusta den Bus auf.

flinders ranges

flinders ranges

on the run near a road house

on the run near a road house

Wenige Kilometer spaeter ist die Gegend wie ausgewechselt – flach und trocken. Roter Boden ueberall. Mit matt-gruenen Bueschen und kleinwuechsigen Baeumen. Alice Springs 1232 km, steht auf einem Schild. Unser Stop wird in Coober Pedy sein. Shorty macht das CB-Funkgeraet an und wir lauschen still den Konversationen der Truck-Fahrer. Gelegentlich mischt Shorty sich ins Gespraech. Nicht mehr lange und wir werden wieder „Autos pro Stunde“ zu zaehlen beginnen. Die kurzen Arme von Shorty liegen auf dem grossen Lenkrad und der rechte Zeigefinger hebt sich gelegentlich zum Grusse. Es kann schliesslich sein, sagt er, dass das das die letzte Person fuer die naechsten 500km ist, die man zu Gesicht bekommt. Manchmal wird der Gruss nicht erwidert, mal von ihm, mal von dem anderen. No worries. Wir unterhalten uns ueber alles moegliche. Ueber Autos, Allrad-Wagen, speziell Toyota LandCruiser 60s series, wie ich mir einen kaufen will und was man alles beachten muss, Tips und Tricks… wir unterhalten uns ueber die vergangenen und kommenden Touren und Jobs die man hat und hatte und ueber Frauen, die es nicht wert sind (nur kurz), und ueber solche, die es sind… (etwas laenger)^^, ueber gute und schlechte Eltern und ueber Deutsche und Australier. In Coober Pedy angekommen, gehen wir in das Opal-Schmuckgeschaeft, in dem ich mit Jan das letzte Mal war. Er hatte mir vor einigen Tagen ne SMS geschickt, in der er mir sagte, dass der Ring, den wir das letzte Mal gekauft haben, am Finger seiner Freundin irgendwie kaputtgegangen ist und er bittet mich, falls ich wieder mal in Coober sein sollte, ihm einen neuen, aehnlichen zu besorgen. Gesagt getan. Danach gehen wir bei Johnnys Pizza was essen. Sehr gute Pizzen dort. Der Laden ist sehr bekannt und laeuft auch entsprechend. Wir quatschen mit einigen Leuten, mit Fahrern von anderen Tour-companies und australischen Urlaubern. Unglaublich, was man so alles erfaehrt. Morgen frueh gehts dann in die letzte Etappe nach Alice. Noch etwa 800km. Gegen 23Uhr hau ich mich wieder in eines der Betten im Untergrund. Sozusagen in eine Hoehle. Unter der Erde. Zu jeder Jahreszeit die gleiche, angenehme Temperatur. 24 Grad. Und kostenlos. Da Austour immer wieder Gruppen hierher bringt, gibts heute Dusche, Abendmahl und Bett fuer lau. Geil. Gute Nacht!

27.08. Thursday

7:15 auf, Fruehstueck im Cafe neben der Tanke. Bacon&Egg Roll fuer 5,50.

bacon and egg roll

bacon and egg roll

desert

desert

Ich beginne heute Buch ueber meine Ausgaben zu fuehren. Ein bissel spaet. Wir fahren und fahren. Unterhalten uns wieder ueber Autos und Trucks. Shorty fragt mich, ob ich in der Army (also beim Bund) schon mal nen Laster oder so gefahren bin. Jep, hab ich mal. Er bremst und uebergibt mir das Steuer. What? Are you serious? – Yes. Na is ja ooch ma ne Abwechslung. Ich also ran ans Riesenlenkrad. 6 Zylinder, Schaltgetriebe, 350 PS Dieselmotor. Hinten ein 2,5 Tonnen schwerer Haenger dran. Erster Gang, ein uebelster Knueppel, zweiter, dritter bis in den sechsten. Mehr als Hundert Sachen macht er nicht. 1500 Umdrehungen. Ist abgeriegelt. Oh, t’schuldige, SIE, Betsy! Er schaut mir eine Weile zu, guckt ab und an in den linken Rueckspiegel und schaut, wie ich auf der Strasse bleibe. Dann geht er nach hinten, kramt irgendwas – ich konzentriere mich, und gewoehne mich langsam an das Gefuehl mit dem Fahrzeug und die so ploetzliche und willkommene Ueberraschung. Shorty spielt mit seiner neuen Kamera. Er macht sich den Fernseher an und laesst ein Viedeo laufen. Das Lenkrad hat ein Spiel von bestimmt 10 cm. Geht aber nach ner Weile. Er machts ja auch, denke ich mir. Shorty macht’s sich gemuetlich und doest vor dem Fernseher. So muss er sich also fuehlen, wenn er faehrt… Ja, Ben, denke ich mir, dich haette ich jetzt gern dabei. Zum einen, so als Bruederchen und zum anderen fuer den Fall, dass ich den Motor aus irgendeinem Grund schrotte. Um ihn zu reparieren. Wuerde ihm gefallen. Oh, ein Caravan vor mir. Ich habe 99 Sachen drauf, der 90 oder so. Bahn ist frei. Ich habe bis jetzt 8 Autos gezaehlt seit dem wir losgefahren sind. Das war vor 4 Stunden! So kann ich gemuetlich mit 9 km/h mehr ueberholen. Wer will schon den Fuss vom Pedal nehmen. Ich brauche fuer den kompletten Ueberholvorgang etwa eine Minute… So fahre ich dahin auf einem australischen Highway. Und was muss natuerlich passieren, wenn gerade ich fahre??? PATSCH! Ein Vogel klatscht gegen die Scheibe. shocky! Eine Feder flattert noch eine Weile an der Scheibe, bis sie sich irgendwann blitzartig loest. 150km vor Alice Springs uebernimmt Shorty wieder. „change on the run“. Wir wechseln die Plaetze ohne anzuhalten. Na das ist ja mal ein Ding fuer meinen Blog, sag‘ ich zu ihm. Der lacht nur. Das einzige, was er seit dem Wechsel gesagt hat. Ich bin 350km gefahren. Wir erreichen gegen 16 Uhr Alice Springs und ich checke ins YHA ein. Waehrend ich so im Internet surfe und schreibe, ruft mich Shorty an und fragt mich, ob ich morgen mit zum „rock“ will. Kurz fuer „Uluru“ – oder „Ayers Rock“. Klar, sag ich. Was ist der Grund, wann gehts los? Er hat fuenf Passagiere, die eine Tour zum Uluru gebucht haben. Ich soll mein Namens-Anstecker mitbringen. Schoen, dann hab ich morgen also schon was vor.

heavy clouds

heavy clouds

8 responses to this post.

  1. Posted by Yvi on 27. August 2009 at 14:30

    Hey Cowboy,

    ist ja wunderbar das es bei dir alles so reibungslos läut, jeden Tag etwas neues erleben, würde jetzt auh gern einfach meine Sachen schnappen und abhauen….

    Mit der Postkarte müssen wir erstmal noch warten, ich muss mir erstmal ne neue Wohnung suchen und dann kann ich dir die Adresse schicken…wir haben uns getrennt, es hat einfach keinen Sinn mehr, wenn alles nur von einer Seite komt und der andere vor lauter Egoismus keine Einsicht zeigen kann.

    Dieses WE fahr ich erstmal mit nem Kumpel auf nen Bikertreffen, raus hier, sauffen und abgammeln…genau das Richtige momentan 😉

    Ich denk an dich und fühl dich geknuddelt.

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  2. Posted by mausi001 on 27. August 2009 at 16:40

    Super Großer..
    Ich sag dir, hätte ich kein Kind würde ich den Guido in einen Sack stecken (das muss sein, der würde sonst rufen: „NEIN ich muss doch auf Arbeit“ oder „NEIN meine Freunde und Verwanten) und sofort die selben Touren abfahren. In Hölen schlafen, Schweine vom Zelt wegtreten und diese unglaublichen Sonnenuntergänge beobachten. Diese Abenteuer müssen einfach wunderbar sein.
    Aber so werde ich wohl mit der Maus und dem Guido in einem Hotel übernachten und täglich eine Reise zu den Sehenswürdigkeiten machen. Bestimmt auch schön….

    Aber träumen kann ich ja davon.. Brauche nur weiterhin Bilder für die visuellen Traumvorbereitungen…
    Love you
    Bussi

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  3. Posted by ben on 27. August 2009 at 17:20

    ohhhhhh mein bester ich wär ja sooo gern dabei und würd mit dir am bus schrauben 😉 ach das wär doch was. naja aba das wird wohl noch warten müssen. na wir sind ja noch jung. naja du bist zwar schon 300000 ohhh ein paar nullen zu viel^^ aba das macht ja nix. ich hab dich lieb bruder

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  4. …ich glaube, du weckst in so manchem, von dem man es nicht erwartet hätte, die Abenteuerlust, bei dir mitzumachen!!!! Ganz schön ansteckend, dein „ReiseFieber“.
    Aber das war ja auch schon vorher zu lesen: „….aber Vorsicht! Australien macht süchtig!….. isssso oder? Auf jeden Fall macht es schon mal süchtig, mehr zu erfahren. Ich hätte übrigens gern Mäuschen gespielt, als Du und Shorty euch unterhalten habt über Gott (Weiber) und die Welt. 🙂
    ssie ju
    Deine Mum

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  5. Posted by Laureen on 28. August 2009 at 21:51

    Oh man gleich ein zweites Mal zum Ayers Rock – wie geil. Ich mag auch mal 😦
    Ich stell mir das echt abenteuerlich vor 🙂
    Den Coach fahren zu dürfen das is schon was tolles, man du hast aber auch ein Glück.
    Ich würde auch bedenkenlos mitfahren, du machst doch nix kaputt 😀
    Und weisste was ich find das immer total toll wenn du auf englisch schreibst, mach weiter so, ich muß auch mal wieder auffrischen 😀

    Liebe Grüße Laureen

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